Happy Family

Wann ist das passiert?

 

Wenn man so am Strand oder am Pool liegt, passiert es einfach, dass man, ohne Lauschen zu wollen, viel von den Familien rechts und links neben einem mitbekommt. Die Ohren zu spitzen, war oftmals gar nicht wirklich nötig.

Doch fangen wir von vorne an.

Wenn man im Hochsommer in den Süden fährt, muss man mitunter damit rechnen, dass es heiß werden kann. Mit heiß meine ich, dass die 30 Grad eher kühl und angenehm sind. Diese Hitze ist natürlich auch ein Grund, warum es die erholungsbedürftigen Familien an den Strand zieht. Mit Körperfunktionen haushalten und auch die Sonneneinstrahlung möglichst kurz zu halten ist auf jeden Fall empfehlenswert. Das ist wohl einer der Gründe, warum der Gang zum Strand eher einer Auswanderung an den Strand gleicht. Vollgepackt, mit Kindern, SUPs, Sonnenschirme, Kühltaschen und Stühlen zerrt der starke Papa die Karawane durch den heißen Sand. Das Areal wird abgesteckt – möglich nah am Nachbarn und am Wasser. Wer braucht schon weitläufige Strände. Das wird völlig überbewertet.

Die Gesichter der Eltern sprechen Bände- genervt, übellaunig, angespannt…. Demensprechend zum Gesichtsausdruck ist auch der verbale Ausdruck. 

Ich bin kein Kind von Traurigkeit und auch ein Freund klarer Worte- aber das was ich diesen Sommer an den Stränden erlebt habe, hat mich fassungslos gemacht. Oftmals kam ich mir vor wie in einer Show von Atze Schröder. Oder ich dachte, dass jetzt jeden Moment die versteckte Kamera auftaucht. Doch so war es leider nicht. Fiktion war wünschenswert- Realität angesagt. 

In welcher Tonalität Eltern- aber besonders Mütter- mit ihren Kindern sprechen, das Fuckt mich so ab. 
Ich will hier auch nicht wischi waschi darüber sprechen. 
Es waren auch nicht alle- ich pauschalisiere hier bewusst.  Denn es waren so verdammt viele.

Kinder wurden so angefahren, an den Armen rumgezerrt und runtergeputzt. Nicht nur die Kinder wurden so angefahren- auch die Eltern haben sich so angekackt.
Und das in einer Lautstärke- sorry, aber da konnte keiner drüber weghören. Es beschallte den ganzen Strand. Klar, am Strand schreit immer irgendein Kind- aber dass die Eltern mitschreien, das war mir echt neu. 

Wenn dann das Areal aufgebaut, die Kinder in der „Eincreme- Station“ (O-Ton) mit Sonnencreme versorgt wurden, hätte man annehmen können, dass sich auch die Eltern an der Schönheit des Mittelmeers erfreuen. Doch das war eine naive Annahme von mir.

Mütter, die keine Sekunde stillsitzen und sich lauthals über ihre nervösen und hyperaktiven (auch nicht meine Wortwahl) Kinder beschweren. Sie rennen wie aufgescheuchte Hühner über den heißen Sand, weil irgendeine Mütze schief sitzt, etwas Sand auf dem Handtuch liegt und- das denke ich mir wirklich nicht aus- weil noch extra Hausaufgaben am Strand gemacht werden mussten.

Ach, ich vergaß, die Grundanalysen über den Charakter der Kinder, die gilt es hier auch zu erwähnen;

  • „Die XY ist so missgünstig und eifersüchtig auf alles was 2 Beine hat.“
  • „Du bist so ein kack Kind- du kannst auch gar nichts.“
  • „Die XY schreit nur- die macht mich so unfassbar wütend.“

Es war wirklich manchmal schwer auszuhalten. Über ein etwas Wohlwollendes 
„Cederic….die Mama geht jetzt nach Hause“ (Atze Schröder)…hätte ich mich so gefreut. Wer hätte das gedacht…
Und natürlich gab es auch viele andere Familien, wo das nicht so war. Aber so stark wie dieses Jahr ist es mir noch nie aufgefallen. Es stellte sich mehr als einmal die Frage: Wann sind Eltern zu solchen anstrengenden Personen mutiert?

Wo liegt der Hase im Pfeffer?

Bevor ihr jetzt denkt, bei den Lutums ist immer alles easy und schön- nein natürlich nicht. Auch wir haben unsere Differenzen- wir sind 5 sehr willensstarke und sehr leidenschaftliche Menschen- da rappelt es auch durchaus mal im Karton. Das war auch so, als die Kinder noch klein waren. Aber, erstens war und ist es mal… es sind vereinzelte Situationen und kein Dauerzustand. 
Auch ich musste diesen Urlaub mal Klartext sprechen. Bleibt nicht aus. Doch ich glaube, und meine Kinder sagen nichts Gegenteiliges, unsere Tonalität und unser Fokus liegen woanders. 

Kein Kind, kein Mann, keine Sonne und keine Hitze- rundum nichts von außen hat die Macht über mein Wohlbefinden. Wenn ich merke, dass mich etwas nervt oder aufregt, liegt es an mir, dieses zu ändern. 
Wenn ich Klartext spreche, dann heißt das, dass ich jedes Familienmitglied auffordere, sich wieder mehr um die eigenen Bedürfnisse zu kümmern. Es ist so wichtig, dass wir unsere eigenen Akkus auffüllen, darauf hören, was ich gerade brauche, auch bei den Kindern. Denn dann können wir auch viel entspannter mit allen äußeren Umständen, wie Sonne, Hitze, Sonnencreme oder auch das Leben auf engem Raum umgehen.
Das wichtigste bei jeder Ansprache ist mir, dass meine Kinder wissen:
Sie sind nicht der Grund für meine schlechte Laune. Oder meine Müdigkeit. Oder meinen eigenen Frust. 
Genauso wie mein Mann. (Auch wenn das im Alltag nicht immer so leicht ist) 

Jetzt könntest du ja denken:
„Aber warum haben dann diese Familien Einfluss auf deine Entspannung am Strand?“

Haben sie nicht. Ich kann mich wunderbar entspannen- dann gehe ich halt woanders hin oder höre weg. (Auch wenn mir das nicht immer besonders gut gelingt). 
Doch es hat mich dennoch sehr beschäftigt- wie du hier ja lesen kannst.
Warum?

Weil es so unnötig ist. Was bleibt den Kindern als Erinnerung an den Urlaub? Mama und Papa waren immer gestresst. 
Oder auch, im Urlaub wurde ich immer angeschrien.
Klar, reine Spekulation. Aber wir befassen uns so sehr mit Glaubenssätzen- jeder hier weiß doch, wie Glaubenssätze entstehen. (Von weiteren Traumata wie Gewalterfahrungen und was das mit der Seele macht, spreche ich ja noch nicht mal).

Es ist deshalb so unnötig, weil es mit so leichten und einfachen Methoden völlig anders laufen könnte. 
Wir reden heute ja gerne über die bedürfnisorientierte Erziehung. Das ist soooooo großartig. Doch mein Eindruck ist immer wieder, dass es hier nur um die Bedürfnisse der Kinder geht. Und das ist so fataler Fehler. 

Liebe Mütter und Väter- es geht auch um eure Bedürfnisse! Die sind doch genauso wichtig. Wenn ihr nicht sorgsam mit euren Bedürfnissen umgeht, wie wollt ihr dann entspannt und gelassen sein?
Wie wollt ihr allen Anforderungen gerecht werden? Klar gehören Kinder eingecremt- klar muss man viel mitschleppen zum Strand…aber- und das ist nur eine Mutmaßung- wenn euch die Karawane so stresst, warum macht ihr das JEDEN TAG? 
Was würde denn helfen? Was könnte man ändern?
Und das kann keiner im Außen.

Höre auf mit Schuldzuweisungen

Ich weiß, dass ich mich wiederhole; Dennoch: es bringt nichts, andere ändern zu wollen. Es bringt nichts, rumzumeckern oder zu nörgeln. Es bringt dich nicht weiter, deinem Gegenüber zu erklären, was er oder sie alles falsch macht und dich daran hindert, du selbst zu sein. 

Auch meinen Kundinnen passiert das noch ab und an. Dann bekomme ich Nachrichten, was der Partner alles falsch macht und wie der die Dinge doch anders regeln könnte. 
AAAAAHHHH- Nein… Das ist Bullshit. 
Er oder Sie muss nichts anders machen. Geh mit den vorhandenen Umständen um und schaue für dich- in dein Inneres, was du tun kannst, um dich nicht aus dem Tritt bringen zu lassen. 

In erster Linie habe ich mit diesen Familien großes Mitgefühl. Es tut mir so leid, dass sie sich das Leben so unfassbar schwer machen. Dass sie so im Mangel sind. Denn so zu reagieren, ist kein Zeichen von Fülle oder Liebe.
Es ging mir lange Zeit ähnlich. Ich fühlte mich überfordert, genervt und in einer niemals endenden ToDo Liste. Es waren so hohe Ansprüche- die meisten habe ich selber an mich gestellt. Ich war hart und voll organisiert. Heute bin ich immer noch sehr organisiert, aber ich kann aus vollem Hals über mich selber oder Vergessenes etc. lachen. 
Das liegt einfach daran, dass ich mich wieder gut um mich selber kümmere. Und nein, das ist nicht egoistisch- sondern meine Aufgabe die ich meiner Familie gegenüber erfüllen darf. 

Ich möchte mit diesem Beitrag ein bisschen nachdenklich machen. Vielleicht erkennst du dich ja an der ein oder anderen Stelle wieder und denkst; Das könnte ich sein…
Vielleicht bringt dich dieser Beitrag dazu, noch mal tiefer reinzuschauen- in dich. 
Schauen, wo du noch radikaler und ehrlicher zu dir sein darfst. 

Mich haben diese Erlebnisse am Strand beschäftigt. Aber nicht in einer negativen Art und Weise. Auch ich habe mich hinterfragt. 

  • Wo darf ich noch gelassener und liebevoller sein?
  • Wie möchte ich sein und stimmt mein Sein mit meinen Handlungen überein?
  • Wo urteile ich und wo darf ich mehr in die Gleichgültigkeit gehen?
  • Welche alten Muster erkenne ich?

Dazu möchte ich dich auch herzlich einladen. Denn, mit sich selber im Reinem zu sein und sich um seine Bedürfnisse zu kümmern, heißt nicht gleichzeitig, dass wir der Depp vom Dienst sind. 
Je besser ich mit mir in Kontakt stehe, desto leichter fällt es mir, Grenzen zu setzen. Liebevoll und immer wieder. Meine Erfahrung zeigt, dass gerade Kinder immer wieder sehr dankbar für Grenzen sind. (Wenn auch nicht im ersten Moment.) Doch auch das halten wir viel besser aus, wenn es uns gut geht. 

In meiner Wahrnehmung brauchen wir dringend Menschen, die weniger Urteilen, sondern sich an die eigene Nase packen und sich verändern. 
Höre endlich auf, andere für dein Glück verantwortlich zu machen und an den Menschen, die dich lieben, dauernd rumzumeckern.
Wir sehnen uns alle nach Liebe und wollen die Welt zu einem liebevolleren Ort machen. Dann fang bei dir damit an. 

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