Weltfrauentag 2023

„Gibt es nicht ein paar einfache Tipps, wie Frauen mehr Selbstbewusstsein bekommen?“

Diese Frage wurde mir in einem Radio-Interview zum Weltfrauen Tag gestellt.

Spannend fand ich. Wir bewegen uns immer noch in einer Welt, in der die allgemeine Haltung existiert: Befolgt ein paar Tipps und gutgemeinte Ratschläge, dann verbessert sich das Selbstbewusstsein.

 

Letztes Jahr habe ich einen langen Text in den sozialen Medien zu dem Thema geschrieben. Der Tenor war, dass der Weltfrauen Tag mehr ist als ein rosa Schaumbad, Herzpralinen und rote Rosen. Ratet mal, wer unter diesen Post Hasskommentare geschrieben hat: richtig, andere Frauen. 

Natürlich könnte ich jetzt hier ein paar Tipps und schlaue Sachen zum Thema Selbstbewusstsein schreiben. Doch was nützt das alles, wenn es nicht angewandt wird? 

Wenn sich so viele Frauen noch so gerne in dem Frauenbild von damals suhlen, damit zwar nicht zufrieden sind, aber hey, so schlimm ist es ja nicht. Anstatt zu wachsen und sich weiterzuentwickeln hacken sie auf den Frauen rum, die einen schweren und manchmal steinigen Weg gehen. Für die Gleichberechtigung nicht nur eine hohle Phrase ist. Ich habe ehrlich gesagt kein Problem damit, wenn sich eine Frau entscheidet, das Rollenbild der 80ziger Jahre zu leben. Wenn sie dann glücklich und zufrieden ist. Denn du weißt, glückliche und zufriedene Menschen haben es einfach gar nicht nötig, auf anderen herumzuhacken. 

Kommen wir wieder zu den Tipps, den Kalenderblatt Sprüchen, den gut gemeinten Weisheiten. 
Bringen dich diese Weisheiten wirklich nach vorne? Inspirieren sie dich? Bringen sie dich ins Tun?
Pauschal glaube ich das nicht. Denn es geht hier heute nicht um das, was du tun kannst. Es geht vielmehr um das, was du endlich lassen solltest.

Zuviel Selbstfürsorge - dann vernachlässige ich ja die anderen

Wir befinden uns immer noch im Jahr 2023 und mich erreichen immer noch Aussagen wie: 

  • „Wenn ich mich jetzt intensiv um mich kümmere, vernachlässige ich ja die Anderen“
  • „Diese ganze Selbstfürsorge ist doch nur eine Ausrede für einen Egotripp“

Ist das so? Kann ich überhaupt zu viel Selbstfürsorge betreiben? 

Die Antwort spoiler ich jetzt: NEIN. Es gibt nicht zu viel Selbstfürsorge. Was bedeutet Selbstfürsorge überhaupt? Für mich bedeutet es, dass ich mich gut um meine Kraftreserven kümmere. Also stell dir dein Inneres wie einen großen Tank vor. Wenn dieser Tank gut gefüllt ist, kannst du etwas abgeben, du kannst viel gelassener reagieren, du achtest auf dich und auch auf deine Lieben. Ein Auto, mit einem vollen Tank bringt dich und auch mehrere Passagiere ans Ziel. 

Doch wenn der Tank leer ist, fährt das Auto nicht. Wir fahren noch eine ganze Weile auf Reserve. Aber mit Einschränkungen. Es geht nicht mehr so leicht. Kleinigkeiten sind kräftezerrend. Diesen Zustand kennt, so glaube ich, jeder von uns. 
Dann wird es allerhöchste Zeit, den Akku wieder zu füllen. Und nicht nur einmal. „Das eine Schaumbad“ oder „die eine Auszeit“ sind nette Tropfen auf dem heißen Stein. 
Jeder hat schließlich auf die eine oder andere Weise hohe Belastungen. Jeden Tag.

Also natürlich ist es wichtig ganz viel Selbstfürsorge zu betreiben. Damit dein Tank voll ist. Gerne darf dieser auch überlaufen. Gerade deine Lieben profitieren von einem Liebestank, der überläuft. Stell dir das gerne auch mal Bildlich vor. 

Was braucht es denn dann?

Meiner Meinung nach geht es also für uns Frauen gar nicht darum, was wir tun müssen, sondern viel mehr darum, was wir weglassen müssen. 
Das wären unter anderem unsere alten Prägungen, Muster und auch wie wir Erzogen wurden. 
Konkret möchte ich dir gerne 4 sehr wichtige Glaubenssätze bzw. Gedankengänge nennen, die deinem Wohlbefinden im Weg stehen.

  1. Ich muss es allen recht machen
    Dieser Satz ist in so vielen Köpfen von Frauen. Sie denken nur daran, dass alle anderen glücklich und zufrieden sind und dann erst kommen sie an die Reihe. Doch das ist ein fataler Irrtum. Erstens wird dieser Moment, in dem alle anderen glücklich und zufrieden sind, nie kommen. Zweitens, was passiert, wenn du es allen recht machst? Du verbiegst dich. Wie eine Brezel gehst du in alle Richtungen und bleibst am Ende auf der Strecke. Löse dich von diesem Gedanken. 
     
  2. Liebe muss man sich verdienen
    Je mehr du leistest, je mehr du tust, desto mehr Anerkennung bekommst du? Ganz schön Anstrengend oder? So viele Frauen haben noch das brave und liebe Mädchen in sich, was von Mama und Papa gelobt und beachtet werden möchte, dass sie als Erwachsene immer noch in diesem Muster unterwegs sind. Du bist liebenswert. Du bist es wert geliebt zu werden. Du musst dafür nichts tun. Du musst nicht erst jemand werden. Du bist geliebt.
     
  3. Ich bin nicht gut genug
    Wie sehr machst du deinen Selbstwert noch von äußeren Umständen abhängig. Wie sehr denkst du noch daran, dass du 100% perfekt sein muss? Was machen die Bewertungen und Kommentare von anderen mit dir? Etwas, was Frauen auch sehr beigebracht wurde; „Was sollen bloß die anderen denken?“ Diese Frage ist oft im Kopf und beeinflusst das Handeln. Doch oft ist es gar nicht der eigene Gedanke. Er ist übernommen und so trägst du die alten Muster unserer Eltern und Großeltern weiter.
    Pfeif auf das, was die anderen denken. Du gibst immer dein Bestes. Und dein Bestes ist immer genug.
     
  4. ABER
    Jetzt einmal Hand aufs Herz. Wie oft liest du etwas, hörst etwas und denkst dir: ABER…
    -    Bei mir funktioniert das nicht.
    -    Das kann ich mir nicht leisten.
    -    Ich habe da keine Zeit für.
    -    Es ist grad nicht die richtige Zeit.
    Mit jedem ABER stirbt eine Möglichkeit in dir. Glaube mir, es gibt kein Aber. Entweder möchtest du etwas verändern oder nicht. Höre bitte auf, Gründe dafür zu finden, warum das bei dir nicht funktioniert. 
    Es ist okay etwas nicht zu wollen. Es ist okay, zu sagen, Danke, für mich jetzt nicht. Sich selbst etwas vorzumachen, warum das jetzt so nicht für dich funktioniert? Meine Liebe, das hast du doch gar nicht nötig.

Das Beste kommt zum Schluss

Bitte verwechsle Selbstliebe nicht mit Selbstoptimierung. Es geht hier nicht darum dich zu optimieren. Es geht darum, dass du in deine Kraft und deine Liebe kommen darfst. Dass du dir Auszeiten erlaubst. Dass du schläfst, wenn du müde bist. Dass du bei einem Spaziergang in der Natur zur Ruhe kommst. Dass du dein Handy mal eine halbe Stunde weglegen kannst. 

Doch bei allem, was du tust; Geh in deinem Tempo. Mach aus der Selbstliebe und Selbstakzeptanz kein Wettkampf oder ein Wettrennen. 

Der Kern ist doch:
DU bist eine wundervolle Frau. Du bist Geliebt. Du bist in Sicherheit. Du bist Geborgen. 

Die Welt braucht genau dich. Die Welt und die Gemeinschaft der Frauen braucht viel mehr Frauen, die miteinander gehen. Die sich unterstützen. Die niemanden als besser oder schlechter betrachten. 
Was wäre das für ein Weltfrauentag, an dem wir das feiern könnten?
Und es beginnt mit DIR. 
 

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